Von der Dunkelheit ins Licht

Wenn wir uns die Welt betrachten, erscheint sie uns bedrohlich und aus den Fugen zu geraten. In Filmen und Mythen zeigen uns solche Szenarien die Dunkelheit oder die dunkle Seite der Macht. Gibt es einen Weg aus der Dunkelheit ins Licht?

Morgendämmerung
Zwielicht – nicht mehr Nacht, noch nicht Tag

Allzu gerne zeigen wir mit dem Finger auf andere. Auf Politiker, Mediziner, Fleischesser, Veganer, Religionen, Umweltschützer und -zerstörer. Das ist menschlich. Ein Zeichen, dass der Mensch sich seiner eigenen Dunkelheit nicht bewusst ist. Trotzdem existiert sie. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Um mit diesem Zustand umgehen zu können, zeigt der Mensch mit dem Finger auf andere. Ohne zu erkennen, dass der andere, die Situation, das Problem nur ein Spiegel seines eigenen Innersten ist. Im Außen sieht der Mensch seine eigene Verschmutzung, seine eigene Bewertung, Verurteilung, Besserwisserei. Eben seine eigene Dunkelheit.

Die digitale Welt

Der Eindruck entsteht, dass es gerade in unserer modernen, aufgeklärten Zeit schlimmer als je zuvor ist. Die viel gepriesene digitale Welt ist mindestens genau so viel Fluch wie Segen. Menschen werden von einer schier unendlichen Menge an Informationen überflutet, dass es kaum noch möglich ist, das Licht von der Dunkelheit zu trennen. Was ist Wahrheit und was ist Lüge? Wer macht sich die Mühe, Informationen nach ihrer Wahrheit zu untersuchen?

Eines fällt mir immer wieder mal auf. Merkwürdigerweise sind es gerade die Leute, die ständig mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, am allerwenigsten recherchieren. In Windeseile wischen sie auf ihrem Display hin und her, kreieren aber kein Wissen. Im Gegenteil. Wenn sie dann eine essentielle Frage haben, stellen sie diese an anwesende Personen. Der Eindruck entsteht, dass sie sich Oberflächlichkeit in großem Maß einverleiben, echtes Wissen draußen bleibt und (Entschuldigung!) die Dummheit wächst. Das ist Dunkelheit. Diese zieht sich von ganz oben nach ganz unten quer durch alle Schichten. Platons Höhlengleichnis kommt mir in den Sinn.

Das Wesen der Dunkelheit

Jede Dunkelheit hat eine Gemeinsamkeit. Sie bedroht und schafft dadurch Angst. Angst wiederum macht schwach, verhindert das klare Denken, schwächt das Immunsystem und führt am Ende zur Erkrankung des Menschen. Ein kranker Geist schafft einen kranken Körper. Gerade in dieser Zeit haben Politiker, Wirtschaft und Wissenschaft eine große Verantwortung gegenüber jedem einzelnen Menschen. Statt den Menschen durch ein klares und souveränes Verhalten Zuversicht zu vermitteln, werden täglich Schreckensmeldungen über die Medien verbreitet. Angst ist gut fürs Geschäft, rechtfertigt überzogene Preise, ist eine Goldgrube für Spekulanten. Ängstliche Menschen lassen sich leicht lenken, schreien regelrecht nach Regeln und Bevormundung. Scheinbar erlangen sie dadurch Sicherheit. Eine Sicherheit, die ihnen niemand geben kann, weil es sie einfach nicht gibt.

Was steckt hinter dieser Angst?

Hinter jeder Angst steckt die Angst vor dem Tod. So einfach, so überflüssig. Den der Tod begleitet uns ständig. Täglich, stündlich, minütlich. In jede Sekunde findet in uns Sterben statt. Tausende von Zellen sterben ab. Tausende von Zellen werden neu geboren. Ein Aspekt der Ewigkeit.

Denn – das Leben endet nie!

Jedes Ende einer Beziehung, der Verlust eines Arbeitsplatzes, das Glas, das herunterfällt sind ein Sterben. Der Schlaf lässt das Wachsein sterben, das Erwachen den Schlaf. Der Herbst tötet den Sommer. Der Winter den Herbst. Der Frühling tötet das Eis und den Schnee. Traurigkeit ist das Sterben des Lachens, der Zorn der Tod der Gelassenheit. Jede Kindheit stirbt mit dem Erwachsenwerden. Krieg ist der Tod des Friedens, Frieden der Tod des Krieges.

Wie kann uns das in unserem Leben weiterhelfen?

Lasst Dich nicht verunsichern. Von niemandem. Bleib klar.
Keiner weiß, was die Zukunft bringt. Warum seine Gedanken dahin verschwenden? Sie kreieren Dunkelheit. Der Augenblick, genau jetzt, genau in diesem Moment, ist Wirklichkeit. Nur dieser Moment. Nicht der davor und nicht der danach. In diesem Moment bin ich echt. Ohne Konstruktion.

„Fürchte dich nicht!“,

hat Jesus den Menschen gesagt. Er wusste warum. Er hat dieses Spiel durchschaut. So wie Buddha und alle erleuchteten Meister. Das ganze Leben ist ein Spiel. Ein Theaterstück auf der Bühne des Lebens. Du hast die Chance, aus diesem Spiel auszusteigen. Spiel einfach nicht mehr mit. Schwimme nicht mehr mit dem Strom. Bilde dir deine eigene Meinung, deine eigene Wahrheit. Das ist nicht einfach. Denn zuvor musst du allen anderen Meinungen, die du dir einverleibt hast, den Kopf abschlagen.

Dann gehst du zurück auf „Start“ und fängst ganz von vorne an. Wie bei „Monopoli“ oder „Mensch ärgere dich nicht“. Dasselbe tust du mit deinen Konzepten und Glaubenssätzen. Du schlägst allem den Kopf ab, beginnst von neuem. Irgendwann stehst du inmitten eines großen Haufens abgeschlagener Köpfe und Torsos. Es riecht nach Verwesung und Tod. Nichts anderes ist es! Aber du weißt, du hast ein großes Werk vollbracht.
Auf diese Weise wirst du mehr und mehr dein eigener Meister. Du selbst wirst zum Licht.

Der Weg von der Dunkelheit ins Licht

Zuerst braucht es Klarheit. „Wo stehe ich gerade? Auf der dunklen oder der hellen Seite?“ Wenn es gelingt, dieses Spiel zu durchschauen, ist das Leben plötzlich ganz einfach. Es zeigt uns permanent tausende von Masken und Situationen, die uns verwirren. Reiß die Masken ab und schau dahinter. Licht oder Dunkelheit? Nur diese eine Erkenntnis ist wichtig! Und schon wird das Leben ganz, ganz einfach.

„Licht oder Dunkelheit, wo will ich selber stehen?“

Und mach Dir keine Illusion. Die allermeisten Menschen leben in der Dunkelheit. Die folgende Zeichnung soll es erklären.

Balance des Lebens, Von der Dunkelheit ins Licht
Balance des Lebens

Das Ideal ist Balance. Der Tanz auf Messers Schneide. Aufgerichtet zwischen Himmel und Erde. Licht und Dunkelheit in Balance.
Es geht hier um unsere eigene Dunkelheit! Unser eigenes Licht!
Es genügt, nur wenig aus der Mitte zu kippen, um in der Dunkelheit zu wandeln. Es genügt ein einziger böser Gedanke. Eine Verurteilung, eine Bewertung. Ein Gedanke des Hasses, des Ärgers, der Boshaftigkeit. Egal, ob gegen Politik, Medizin, Wirtschaft, Krieg, gegen deine Freunde, Nachbarn oder Partner. Sich das bewusst zu machen, kann erschrecken. Und doch ist es der Weg. Der einzige Weg aus der Dunkelheit.

Eine Frage der Entscheidung

Am Anfang steht die Bewusstwerdung. Als nächstes kommt die Entscheidung.

„Auf welcher Seite will ich stehen?“

Und es ist absolut legitim, sich für die dunkle Seite zu entscheiden. Denn es ist viel einfacher und bequemer, als sich auf den Weg ins Licht zu machen. Du darfst in deinem Leben alles tun, was du möchtest. Du musst dir nur klar sein, was du tust! Damit übernimmst du Verantwortung. Für dein Handeln und für die Folgen daraus. Denn in dem Moment, wo wir uns klar sind, was wir tun, wissen wir auch, welche Konsequenzen es hat.

Und genau daran krankt es in unserer Zeit. Kaum jemandem ist bewusst, dass sein Handeln Folgen hat. Oberflächlichkeit und fehlendes Bewusstsein sind eine ewige sprudelnde Quelle des Leidens. Leiden, dass dieses Handeln bei anderen Wesen erzeugt. Dazu zählt nicht nur unser körperliches Tun, sondern jedes Wort und selbst jeder Gedanke. Denn mit unserem Wirken geben wir Energie in diese Welt, die auf andere Aus – wirkungen hat.
Noch einmal. Wenn du dir bewusst bist, was du tust, darfst du alles tun. Denn du übernimmst bewusst die Verantwortung dafür. Das ist alles.

Was hilft ins Licht?

Beten!
Ganz einfach, beten. Dazu braucht es keine Religion. Du betest mit den Worten, die dir einfallen. Das kann auch ein Mantra sein, ein Sutra, ein einziges, dir heiliges Wort. Da wir christlich geprägt sind, reicht oft schon ein

„Herr erbarme dich, Christus erbarme dich.“

Manchmal reicht schon eine oder zwei Wiederholungen, um dich auf lichte Seite zu bringen. Je tiefer wir uns in der Dunkelheit befinden, desto inniger und länger braucht es das Gebet. Auf der Zeichnung wird es nach rechts immer dunkler. Dort geht es in die Depression, Lebensmüdigkeit und Verzweiflung. Dort finden sich ein Hitler, Stalin, Putin, Trump und wie sie alle heißen. Auf der ganz linken Seite der Zeichnung finden wir Christus, Buddha, Erleuchtete. Das Spektrum vom einen Rand zum anderen ist unendlich groß. Wir brauchen keine Seite zu bekämpfen. Interessanterweise ist es in aller Regel die Dunkelheit, die das Licht bekämpft. Diejenigen, die alle anderen verbessern wollen. Die, die meinen, ganz alleine das Recht auf ihrer Seite zu haben. Die, die alle anderen bekehren und verbessern wollen. Dazu gehören selbstverständlich alle Sparten des Lebens. Von der Politik über Wissenschaft, Gesundheit, Ernährung und natürlich der Religion.

Gott und Religion

Auf der Zeichnung oben ist der Mond zu sehen, der von der Sonne beschienen wird. Ein Bild für Gott und Religion. Auf der Erde sehen wir immer nur die helle Seite des Mondes. Die Rückseite sehen wir nie, weil der Mond der Erde immer mit derselben Seite zugewandt ist. Der Mond steht für die Religion. Die Religion ist für ganz viele Menschen eine große Hilfe in ihrem Leben. Damit hat sie ihre Berechtigung. Vielen ist sie Trost, Hoffnung und Halt. Doch wie der Mond nur fahl das Licht der Sonne spiegelt, spiegelt die Religion nur das Licht Gottes.

Will der Mensch direkt zur Sonne, zu Gott, ist die Religion eine Krücke. Sie verhindert die direkte Erfahrung, weil der Mensch in Worten und Bildern gefangen bleibt. Im Christentum wird er auf ein Leben nach dem Tod vertröstet. Das ist Übel. Dem Menschen wird dadurch der Weg zu Gott zu Lebzeiten verbaut, weil ihm niemand sagt, dass es möglich ist. Dabei hat es Jesus vorgelebt. Nicht umsonst sagte er:

„Folge mir nach.“

Und doch ist alles in bester Ordnung. Alles ist gut wie es ist. Wir brauchen uns nicht dagegen zu wehren. Der Mond zeigt so schön die helle und die dunkle Seite des Mondes. Nämlich Vorder- und Rückseite. Auf den ersten Blick kann es bedrohlich wirken, doch das ist es nicht. Im Gegenteil. Nichts auf dieser Welt geschieht ohne Gottes Wille. Im Frieden wie im Krieg. Alles ist sein Werk. Es ist seine Liebe, die alles durchdringt. Jede Geburt und jedes Sterben. Ewiglich. Doch eines gibt es nicht. Den Tod. Denn Leben ist ewig. Mit deinem letzten Atemzug geht Leben einfach weiter. Das einzige was sich ändert, ist die Form. Transformation. Wie eine Raupe, die sich verpuppt und zum Schmetterling wird. Der Tod der Raupe ist das Leben des Falters. Dazwischen hört das Leben nicht für eine einzige Millisekunde auf. Also, wovor fürchtest du dich?

Bleibe entspannt, atme. Wir brauchen diese Welt nicht zu verbessern. Und schon gar nicht zu bekämpfen. Ich und du sollten lediglich entscheiden, auf welcher Seite wir selbst leben wollen. Damit – und nur damit – verändern wir uns selbst.

Und damit die Welt.

Denn du und ich, wir sind die ganze Welt!
Das einzige, was es zu verändern gilt.

Herzlichst und mit lichtvollen Grüßen
Manfred Kremer


Buchprojekt

Kernaussagen meines Buches zum Thema Zen und Heilung.

„Zen in der Kunst einen Menschen zu heilen.“

BiographieKapitel 1 Biographie

Wie ist das zu verstehen? In einer Situation, in der du keinen Ausweg siehst, bist du gefangen von Ängsten und Konstruktionen deines Geistes. Stell dir vor, du liegst in so einem Moment auf deinem Sterbebett und schaust zurück auf diesen Moment. Deine letzte Minute läuft ab. Die Uhr tickt. Es ist ein Moment an dem dein ganzes Leben gelaufen ist, wo du nichts mehr verändern kannst. Ein Moment, wo die Meisten sagen: „Hätte ich nur…“ Nun kannst du es real tun. Frage deinen Tod um Rat.
Ich habe es getan – und ich wusste sofort, was zu tun ist. Heil!

Kapitel 2 Meine FrauenKapitel 2 Meine Frauen

Beziehungen waren schon immer schwierig gewesen. Und werden es immer sein. Zwei Menschen mit ihren Problemen, Konditionierungen und Ängsten lassen sich aufeinander ein. Bis es nicht mehr geht und einer geht. Mich hat interessiert, wie Beziehungen funktionieren. Heute weiß ich es.

UniversumKapitel 3 spirituelle Erfahrungen

Zu Beginn meiner Meditation hatte ich einige außergewöhliche Erfahrungen. Dies war die schönste von ihnen. Und diese Bewusstseinsveränderung hielt drei Tage an! Herrlich. Heute weiß ich, es ist schön, aber völlig bedeutungslos. Es kann sogar eine Falle sein.

Kapitel 4 Indien

2001 bin ich über 4 Wochen bei Werner in Tiruvannamalai gewesen. Er ist Schweizer und lebte damals über 12 Jahre in einer Höhle, bevor er sich eine kleine Wohnung nahm. Für mich war er ein guter und wertvoller Lehrer zu dieser Zeit. Eigentlich wollte ich in diesem Urlaub ganz woanders in Indien hin. Doch das Leben hat es so gerichtet, dass ich bei ihm gelandet bin.

Kapitel 5 Qigong

Seit vielen Jahren praktiziere und lehre ich Qigong. Dabei durfte ich mehrere wertvolle Erfahrungen machen, die natürlich auch in meinen Qigong-Unterricht mit einfliessen. Wie in der Meditation kannst du auch mit Qigong tief eintauchen, Erfahrungen machen, die dich umbauen. Erschüttern. Qigong aktiviert die Lebensenergie, beruhigt den Geist, zentriert. Führt dich zu dem, was du wirklich bist. Gleichzeitig erhält es die Beweglichkeit des Körpers.
Einheit von Körper und Geist.

Kapitel 6  schamanische Begegnungen

In München bin ich in einem Workshop mit mehreren Heilern und Schamanen zusammengekommen. Das Teaching stammt von Yerpun Solar aus Ecuador, den ich 2015 im Zentrum Amazanga am Amazonas besuchte und viel von ihm lernen durfte. Wenn du Ethik in dein Leben integrierst und ohne Makel bist, kann dir nichts geschehen. Niemand kann dich angreifen, niemand erpressen. Du bist rein und klar wie das Licht. Dies gilt auch für deinen Geist. Du lässt keine Dämonen eindringen. Dein Geist wird nicht verwirrt. Du bist klar.

 

Kapitel 4 Die nicht alltägliche WeltKapitel 7 Die nicht alltägliche Welt

Durch schamanische Prozesse erschließt sich eine völlig andere, bisher unbekannte Welt. Weisheit und Wahrheit erwachen in dir. Visionen sind die heilige Medizin der Schamanen. Kein Unterschied zu den Erfahrungen der Mystiker. Wie sollte es auch anders sein? Hinter dem Vorhang der Illusion dieser Welt gibt es nur diese eine Wahrheit.

 

Kapitel 8 Bali

Spontan machte ich auf Bali bei meinem ersten Besuch den Tauchschein. Fasziniert von dieser Welt besuchte ich die Insel ein zweites Mal. Nur zum Tauchen. Schwerelos in der Stille des Ozeans, getragen vom Wasser, umgeben vom Leben der See. Schönheit soweit das Auge reicht. Putzergarnelen reinigten mir die Zähne. Angenehm!

 

Kapitel 9  Tagebuch Hütte Kals

Yerpun empfahl mir 10 Tage lang auf eine einsame Hütte zu gehen. Nur mit Wasser und Gemüse. Keine Gewürze. Keine Fette. Keine Betätigung. Nicht einmal spazieren gehen. „Halte die Welt!“ Unglaublich, was da geschah. Höhen, Tiefen, Einsamkeit. Doch nie alleine. Wir sind mit allem verbunden. Ich durfte die Schönheit sehen. Du meinst vielleicht, das wäre etwas erhebendes. Nein! Ganz im Gegenteil. Ich schrie vor lauter Verzweiflung, weil mein Geist diese Schönheit nicht fassen konnte. Sie ist jenseits unserer Vorstellung.
Rilke: „Wie graut mir vor der Menschen Wort, sie drücken alles so deutlich aus…“ Wir leben in einer Welt der Begrifflichkeiten. In einer Welt von Namen. Dabei verlieren wir die Wirklichkeit. Ich durfte erfahren, was es heißt, die Namen fallen zu lassen.

 

Kapitel 10 Zen

Sesshin über den Jahreswechsel. Der Reihe nach standen wir auf, gingen zum Altar, zündeten ein Räucherstäbchen an und steckten es in eine Schale mit Sand. Für mich war es wie eine Initiation. Zurück auf meinem Kissen liefen mir Tränen über die Wangen. Es wurde weit in mir. Buddha erschien. Erschütterung.

 

Kapitel 10 Zen

In einem anderen Sesshin arbeitete ich mit meinem Schmerz im Arm, den ich schon seit über einem Jahr hatte. Therapieresistent. Mein Lehrer meinte:
„Es gibt nur einen Weg. Aber du wirst durch die Hölle gehen. Bewege dich nicht.“ Kaum saß ich auf dem Kissen, war es als ob ein wildes Tier seine Zähne in meinen Arm schlug. Unvorstellbare Schmerzen. Aus geöffnetem Mund füllte lautloses Schreien den Zendo. Kurz bevor die Sitzperiode zu Ende war (30 Minuten!) löste sich der Schmerz schlagartig auf. Die wissenschaftliche Meinung über Atmung und Herzschlag sind nur Konzepte. Die Welt da draußen ist unvorstellbar groß. Sie hat keine Regeln und Gesetzmäßigkeiten.

 

Kapitel 11 Heilung

Mein zweiter Aufenthalt auf der Almhütte. Obwohl ich bewußt ohne Erwartungen hinfuhr, war ich damit bis obenhin voll. Es ließ sich nicht verhindern. Alles war anders als beim ersten Mal. Es dauerte Tage bis ich erkannte, dass mein Geist schon lange vor meiner Ankunft alles kreiert und arrangiert hatte. Es waren anstrengend und zugleich wunderbare und heilsame Tage. Jahrelange therapieresiste Beschwerden lösten sich nach und nach komplett auf. Ich konnte nur noch fassungslos staunen. Heilung!