„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.“ So heißt es in der Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums. Es ist der Lobgesang der Engel über den Feldern von Bethlehem.
Ein Satz, der berührt, der Sehnsucht weckt. Die uralte Sehnsucht des Menschen nach Frieden. Kann es diesen wirklich geben? Ich sage nein, das ist eine Illusion. Wir brauchen uns nur in der Welt umzusehen und stellen fest, dass Frieden aktuell so weit weg ist, wie schon lange nicht mehr. Weltweit.
Wenn wir uns die Welt betrachten, erscheint sie uns bedrohlich und aus den Fugen zu geraten. In Filmen und Mythen zeigen uns solche Szenarien die Dunkelheit oder die dunkle Seite der Macht. Gibt es einen Weg aus der Dunkelheit ins Licht?
Allzu gerne zeigen wir mit dem Finger auf andere. Auf Politiker, Mediziner, Fleischesser, Veganer, Religionen, Umweltschützer und -zerstörer. Das ist menschlich. Ein Zeichen, dass der Mensch sich seiner eigenen Dunkelheit nicht bewusst ist. Trotzdem existiert sie. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Um mit diesem Zustand umgehen zu können, zeigt der Mensch mit dem Finger auf andere. Ohne zu erkennen, dass der andere, die Situation, das Problem nur ein Spiegel seines eigenen Innersten ist. Im Außen sieht der Mensch seine eigene Verschmutzung, seine eigene Bewertung, Verurteilung, Besserwisserei. Eben seine eigene Dunkelheit.
Die digitale Welt
Der Eindruck entsteht, dass es gerade in unserer modernen, aufgeklärten Zeit schlimmer als je zuvor ist. Die viel gepriesene digitale Welt ist mindestens genau so viel Fluch wie Segen. Menschen werden von einer schier unendlichen Menge an Informationen überflutet, dass es kaum noch möglich ist, das Licht von der Dunkelheit zu trennen. Was ist Wahrheit und was ist Lüge? Wer macht sich die Mühe, Informationen nach ihrer Wahrheit zu untersuchen?
Eines fällt mir immer wieder mal auf. Merkwürdigerweise sind es gerade die Leute, die ständig mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, am allerwenigsten recherchieren. In Windeseile wischen sie auf ihrem Display hin und her, kreieren aber kein Wissen. Im Gegenteil. Wenn sie dann eine essentielle Frage haben, stellen sie diese an anwesende Personen. Der Eindruck entsteht, dass sie sich Oberflächlichkeit in großem Maß einverleiben, echtes Wissen draußen bleibt und (Entschuldigung!) die Dummheit wächst. Das ist Dunkelheit. Diese zieht sich von ganz oben nach ganz unten quer durch alle Schichten. Platons Höhlengleichnis kommt mir in den Sinn.
Das Wesen der Dunkelheit
Jede Dunkelheit hat eine Gemeinsamkeit. Sie bedroht und schafft dadurch Angst. Angst wiederum macht schwach, verhindert das klare Denken, schwächt das Immunsystem und führt am Ende zur Erkrankung des Menschen. Ein kranker Geist schafft einen kranken Körper. Gerade in dieser Zeit haben Politiker, Wirtschaft und Wissenschaft eine große Verantwortung gegenüber jedem einzelnen Menschen. Statt den Menschen durch ein klares und souveränes Verhalten Zuversicht zu vermitteln, werden täglich Schreckensmeldungen über die Medien verbreitet. Angst ist gut fürs Geschäft, rechtfertigt überzogene Preise, ist eine Goldgrube für Spekulanten. Ängstliche Menschen lassen sich leicht lenken, schreien regelrecht nach Regeln und Bevormundung. Scheinbar erlangen sie dadurch Sicherheit. Eine Sicherheit, die ihnen niemand geben kann, weil es sie einfach nicht gibt.
Was steckt hinter dieser Angst?
Hinter jeder Angst steckt die Angst vor dem Tod. So einfach, so überflüssig. Den der Tod begleitet uns ständig. Täglich, stündlich, minütlich. In jede Sekunde findet in uns Sterben statt. Tausende von Zellen sterben ab. Tausende von Zellen werden neu geboren. Ein Aspekt der Ewigkeit.
Denn – das Leben endet nie!
Jedes Ende einer Beziehung, der Verlust eines Arbeitsplatzes, das Glas, das herunterfällt sind ein Sterben. Der Schlaf lässt das Wachsein sterben, das Erwachen den Schlaf. Der Herbst tötet den Sommer. Der Winter den Herbst. Der Frühling tötet das Eis und den Schnee. Traurigkeit ist das Sterben des Lachens, der Zorn der Tod der Gelassenheit. Jede Kindheit stirbt mit dem Erwachsenwerden. Krieg ist der Tod des Friedens, Frieden der Tod des Krieges.
Wie kann uns das in unserem Leben weiterhelfen?
Lasst Dich nicht verunsichern. Von niemandem. Bleib klar. Keiner weiß, was die Zukunft bringt. Warum seine Gedanken dahin verschwenden? Sie kreieren Dunkelheit. Der Augenblick, genau jetzt, genau in diesem Moment, ist Wirklichkeit. Nur dieser Moment. Nicht der davor und nicht der danach. In diesem Moment bin ich echt. Ohne Konstruktion.
„Fürchte dich nicht!“,
hat Jesus den Menschen gesagt. Er wusste warum. Er hat dieses Spiel durchschaut. So wie Buddha und alle erleuchteten Meister. Das ganze Leben ist ein Spiel. Ein Theaterstück auf der Bühne des Lebens. Du hast die Chance, aus diesem Spiel auszusteigen. Spiel einfach nicht mehr mit. Schwimme nicht mehr mit dem Strom. Bilde dir deine eigene Meinung, deine eigene Wahrheit. Das ist nicht einfach. Denn zuvor musst du allen anderen Meinungen, die du dir einverleibt hast, den Kopf abschlagen.
Dann gehst du zurück auf „Start“ und fängst ganz von vorne an. Wie bei „Monopoli“ oder „Mensch ärgere dich nicht“. Dasselbe tust du mit deinen Konzepten und Glaubenssätzen. Du schlägst allem den Kopf ab, beginnst von neuem. Irgendwann stehst du inmitten eines großen Haufens abgeschlagener Köpfe und Torsos. Es riecht nach Verwesung und Tod. Nichts anderes ist es! Aber du weißt, du hast ein großes Werk vollbracht. Auf diese Weise wirst du mehr und mehr dein eigener Meister. Du selbst wirst zum Licht.
Der Weg von der Dunkelheit ins Licht
Zuerst braucht es Klarheit. „Wo stehe ich gerade? Auf der dunklen oder der hellen Seite?“ Wenn es gelingt, dieses Spiel zu durchschauen, ist das Leben plötzlich ganz einfach. Es zeigt uns permanent tausende von Masken und Situationen, die uns verwirren. Reiß die Masken ab und schau dahinter. Licht oder Dunkelheit? Nur diese eine Erkenntnis ist wichtig! Und schon wird das Leben ganz, ganz einfach.
„Licht oder Dunkelheit, wo will ich selber stehen?“
Und mach Dir keine Illusion. Die allermeisten Menschen leben in der Dunkelheit. Die folgende Zeichnung soll es erklären.
Das Ideal ist Balance. Der Tanz auf Messers Schneide. Aufgerichtet zwischen Himmel und Erde. Licht und Dunkelheit in Balance. Es geht hier um unsere eigene Dunkelheit! Unser eigenes Licht! Es genügt, nur wenig aus der Mitte zu kippen, um in der Dunkelheit zu wandeln. Es genügt ein einziger böser Gedanke. Eine Verurteilung, eine Bewertung. Ein Gedanke des Hasses, des Ärgers, der Boshaftigkeit. Egal, ob gegen Politik, Medizin, Wirtschaft, Krieg, gegen deine Freunde, Nachbarn oder Partner. Sich das bewusst zu machen, kann erschrecken. Und doch ist es der Weg. Der einzige Weg aus der Dunkelheit.
Eine Frage der Entscheidung
Am Anfang steht die Bewusstwerdung. Als nächstes kommt die Entscheidung.
„Auf welcher Seite will ich stehen?“
Und es ist absolut legitim, sich für die dunkle Seite zu entscheiden. Denn es ist viel einfacher und bequemer, als sich auf den Weg ins Licht zu machen. Du darfst in deinem Leben alles tun, was du möchtest. Du musst dir nur klar sein, was du tust! Damit übernimmst du Verantwortung. Für dein Handeln und für die Folgen daraus. Denn in dem Moment, wo wir uns klar sind, was wir tun, wissen wir auch, welche Konsequenzen es hat.
Und genau daran krankt es in unserer Zeit. Kaum jemandem ist bewusst, dass sein Handeln Folgen hat. Oberflächlichkeit und fehlendes Bewusstsein sind eine ewige sprudelnde Quelle des Leidens. Leiden, dass dieses Handeln bei anderen Wesen erzeugt. Dazu zählt nicht nur unser körperliches Tun, sondern jedes Wort und selbst jeder Gedanke. Denn mit unserem Wirken geben wir Energie in diese Welt, die auf andere Aus – wirkungen hat. Noch einmal. Wenn du dir bewusst bist, was du tust, darfst du alles tun. Denn du übernimmst bewusst die Verantwortung dafür. Das ist alles.
Was hilft ins Licht?
Beten! Ganz einfach, beten. Dazu braucht es keine Religion. Du betest mit den Worten, die dir einfallen. Das kann auch ein Mantra sein, ein Sutra, ein einziges, dir heiliges Wort. Da wir christlich geprägt sind, reicht oft schon ein
„Herr erbarme dich, Christus erbarme dich.“
Manchmal reicht schon eine oder zwei Wiederholungen, um dich auf lichte Seite zu bringen. Je tiefer wir uns in der Dunkelheit befinden, desto inniger und länger braucht es das Gebet. Auf der Zeichnung wird es nach rechts immer dunkler. Dort geht es in die Depression, Lebensmüdigkeit und Verzweiflung. Dort finden sich ein Hitler, Stalin, Putin, Trump und wie sie alle heißen. Auf der ganz linken Seite der Zeichnung finden wir Christus, Buddha, Erleuchtete. Das Spektrum vom einen Rand zum anderen ist unendlich groß. Wir brauchen keine Seite zu bekämpfen. Interessanterweise ist es in aller Regel die Dunkelheit, die das Licht bekämpft. Diejenigen, die alle anderen verbessern wollen. Die, die meinen, ganz alleine das Recht auf ihrer Seite zu haben. Die, die alle anderen bekehren und verbessern wollen. Dazu gehören selbstverständlich alle Sparten des Lebens. Von der Politik über Wissenschaft, Gesundheit, Ernährung und natürlich der Religion.
Gott und Religion
Auf der Zeichnung oben ist der Mond zu sehen, der von der Sonne beschienen wird. Ein Bild für Gott und Religion. Auf der Erde sehen wir immer nur die helle Seite des Mondes. Die Rückseite sehen wir nie, weil der Mond der Erde immer mit derselben Seite zugewandt ist. Der Mond steht für die Religion. Die Religion ist für ganz viele Menschen eine große Hilfe in ihrem Leben. Damit hat sie ihre Berechtigung. Vielen ist sie Trost, Hoffnung und Halt. Doch wie der Mond nur fahl das Licht der Sonne spiegelt, spiegelt die Religion nur das Licht Gottes.
Will der Mensch direkt zur Sonne, zu Gott, ist die Religion eine Krücke. Sie verhindert die direkte Erfahrung, weil der Mensch in Worten und Bildern gefangen bleibt. Im Christentum wird er auf ein Leben nach dem Tod vertröstet. Das ist Übel. Dem Menschen wird dadurch der Weg zu Gott zu Lebzeiten verbaut, weil ihm niemand sagt, dass es möglich ist. Dabei hat es Jesus vorgelebt. Nicht umsonst sagte er:
„Folge mir nach.“
Und doch ist alles in bester Ordnung. Alles ist gut wie es ist. Wir brauchen uns nicht dagegen zu wehren. Der Mond zeigt so schön die helle und die dunkle Seite des Mondes. Nämlich Vorder- und Rückseite. Auf den ersten Blick kann es bedrohlich wirken, doch das ist es nicht. Im Gegenteil. Nichts auf dieser Welt geschieht ohne Gottes Wille. Im Frieden wie im Krieg. Alles ist sein Werk. Es ist seine Liebe, die alles durchdringt. Jede Geburt und jedes Sterben. Ewiglich. Doch eines gibt es nicht. Den Tod. Denn Leben ist ewig. Mit deinem letzten Atemzug geht Leben einfach weiter. Das einzige was sich ändert, ist die Form. Transformation. Wie eine Raupe, die sich verpuppt und zum Schmetterling wird. Der Tod der Raupe ist das Leben des Falters. Dazwischen hört das Leben nicht für eine einzige Millisekunde auf. Also, wovor fürchtest du dich?
Bleibe entspannt, atme. Wir brauchen diese Welt nicht zu verbessern. Und schon gar nicht zu bekämpfen. Ich und du sollten lediglich entscheiden, auf welcher Seite wir selbst leben wollen. Damit – und nur damit – verändern wir uns selbst.
Und damit die Welt.
Denn du und ich, wir sind die ganze Welt! Das einzige, was es zu verändern gilt.