Heute Morgen saß ich zur Meditation auf meinem Kissen. Draußen dämmerte es. Mein Blick fiel durch die Balkontür auf das Nachbarhaus. Auf den Himmel. Rauch stieg aus dem Kamin. Es hatte in der Nacht gefroren. Heftiger Wind wechselte häufig seine Richtung. Der Rauch aus dem Kamin folgte ihm. Widerstandslos. Leicht und spielerisch war er mit dem Wind.
Graue Wolken zogen über den Himmel. Eilend. Gelegentlich helle Flecken in der dunklen Wand. Ein sich ständig änderndes Bild. Mühelos zogen sie mit dem Wind. Tonnenschwer. Kein Widerstand.
Der Mensch besitzt das Geschenk des Geistes. Des Denkens. Des Fühlens. Er ist frei in seinem Tun. In seinen Handlungen. Zumindest hier in Europa. Doch was macht er damit? Diese Freiheit ist ihm mehr Last als Geschenk. Die Freiheit, sich für etwas zu entscheiden ist gleichzeitig die Last, Tausend anderen Dingen „Nein“ zu sagen.
Immer wieder frage ich mich, warum der Mensch so gerne leidet. Warum er so gerne krank ist. Es ist die Qual der Freiheit. Oder zumindest ein Aspekt davon. Er scheut sich, Verantwortung zu übernehmen. Freiheit ohne Verantwortung gibt es nicht. Es ist bequemer, andere für sich entscheiden zu lassen. Selbst wenn es dem Menschen dabei schlecht geht. Mit schwimmen, dazu gehören. Zur Gesellschaft, zum Clan. Das ist wichtiger als die persönliche Freiheit. Dazu brauchst du nicht einmal deine Widerstände aufgeben. Trotzt dem Wind. Bewegst dich nicht.
„Freiheit ohne Verantwortung gibt es nicht“, heißt es im Text. Was ist Freiheit? Was ist Verantwortung? Verantwortung heißt, sich selbst Fragen stellen und selbst Antworten finden.
Ich verlasse mich nicht auf gängige Antworten, die sagen, weil man dies tut und das tut, ist das so. Freiheit ist das ganze Potenzial zu sehen und Antworten darin zu entdecken, die erst ungewöhnlich scheinen, aber dennoch eine Antwort sind. Heisenberg schrieb einmal, „ob die Natur wirklich so absurd sein könne, wie sie uns in den Atomexperimenten erschien.“ (Heisenberg 1978, 25) Hier in der Quantenphysik tauchten Antworten auf, die erst viele Jahre später wirklich verstanden und integriert worden sind. Sind daher nicht alle unseren möglichen Antworten zuerst einmal Antworten und somit Verantwortung? Ist es nicht Freiheit, sich nicht sofort mit Antworten abspeisen zu lassen, sondern selber auf die Suche zu gehen, was die Antwort sein könnte? Auf die Frage: Wie geht es dir?, gibt es so viele Antworten, wie es Menschen gibt. Es ist nicht richtig oder falsch Schubladen zu bilden, aber es ist wichtig, die Schubladen zu sehen. Erst dann habe ich die Freiheit zu der Schublade „Ja“ oder „Nein“ zu sagen. Das ist persönliche Freiheit, die wirklich nichts mit einem Wollen zu tun hat, sondern einzig mit der Fähigkeit der Aufmerksamkeit, Fragen zu stellen und eigene Antworten zu sehen.