Die Reise nach Amazanga Teil 1

Von Frankfurt über Amsterdam nach Quito. Dort mit dem Taxi ins Hostal Sakti für eine Übernachtung. Am nächsten Morgen um 4.30 Uhr bringt mich ein Taxis in knapp 3 Stunden nach Tena. Im Café Tortuga gibt es leckere Crepes mit Früchten und Ananassaft. 30 Grad im Schatten. Schwül. Ein weiteres Taxis bringt mich in einer Dreiviertelstunde in den Dschungel. Ich erschrecke. Eine riesige Brücke entsteht mitten im Urwald. Keine Straße weit und breit. Später erzählt Yerpun, dass die Regierung den Indigenen erzählt, die Brücke würde 3 Mio. $ kosten und diene der Anbindung an die Dörfer. Yerpun unterhielt sich mit dem Ingenieur. Die Brücke soll 12 Mio $ kosten und hat sogar einen Fußgänger- und Radweg mit dabei. Für wen? Für Yerpun ist die Sache klar. Hier, hinter dem Berg, liegen die wahrscheinlich größten Plutonium- und Goldvorkommen des Amanzonasgebietes. Chinesische Inverstoren wollen sich diese sichern. Ganz in der Nähe (2oo km) wurden Kichwa, ein Stamm der indigenen Bevölkerung, von Regierungssoldaten erschossen, um ihr Land zu bekommen und an chinesische Investoren zu verkaufen. Freiwillig wollten sie es nicht hergeben. Aktuell bieten Chinesen den Kichwa in Yerpuns Umgebung 1$ pro Baum, um ihr Land zu bekommen. Zurück bleibt Wüste. Verseucht durch Chemikalien. Wo Urwald einmal gerodet wurde, wächst er sowieso nicht mehr nach. Die Humusschicht ist viel zu dünn.

In Amazanga werde ich erst einmal herzlich willkommen. Wir unterhalten uns über die vielen Veränderungen. Vor 3 Jahren mußten wir noch einen langen Weg mit Flußüberquerung zu Fuß zurücklegen. Jetzt gibt es eine Straße, die bis zum Zentrum führt. Yerpun erzählt, dass seine Arbeiter nicht mehr den Fußweg benutzen wollten. Es dauerte ihnen einfach zu lange. Plötzlich begannen sie, eine Straße zu bauen. Er bekam es ziemlich schnell mit, konnte sie aber nicht stoppen.

„Was will ein Mann gegen 300 Kichwa, bewaffnet mit Machete, ausrichten. Das ist eine Walze, die sich durch den Urwald pflügt und alles abschlägt, was ihr im Weg steht.“

Yerpun Solar

Nach Verhandlungen ließen sie sich auf einen Kompromiss ein. Die Straße wurde danach nicht mehr 10 Meter, sondern nur noch 6 Meter breit gebaut. Der breitere Teil wird nun seitlich mit Bambus aufgeforstet, damit sich darüber wieder ein Blätterdach schließt.

Am ersten Tag ist nur Ankommen und Ausruhen angesagt. Ich bin gerade der einzige Gast. Dadurch ist es sehr familiär. Yerpun lebt mit seiner Frau Elisabeth, Sohn Indy und 3 Jugendlichen aus dem Dorf hier. Diese haben beschlossen, ihr Dorf zu verlassen, um bei Yerpun zu sein. Auch die Tochter seines Vorarbeiters ist dabei. Dieser schrie sie daraufhin an, dass sie nun nicht mehr seine Tochter wäre. Kichwa sind freundliche Menschen, aber in ihrer Erziehung gnadenlos. Ein 12-jähriger Junge kam erst jetzt an, um hier Zuflucht zu suchen. Er wurde aus der Schule geworfen. Daraufhin kam er direkt nach Amazanga, nicht erst nach Hause. Auf Rückfragen erklärte er, dass er aus der Schule flog, weil er kein Unterrichtsmaterial dabei hatte. Seine Mutter hätte ihm dafür kein Geld gegeben. Trotzdem würde sie ihn jetzt verprügeln. Yerpun fährt ins Dorf zur Familie, die mit ihm verwandt sind. Die Mutter steht schon mit dem Stock in der Tür. Ihre Geschwister sind auch vertreten. Sie gibt zu, dass ihr Sohn nach Geld für Schulmaterial bat, sie es ihm aber nicht gegeben hatte. „Trotzdem werde ich ihn schlagen.“ Yerpun erzählt mir, dass es Tradition ist, sobald ein Kind etwas angestellt hat, alle Geschwister mit verprügelt werden. Zur Vorbeugung. Es wird so lange geprügelt, bis der Stock bricht. Nun nimmt Yerpun der Mutter den Stock aus der Hand und schlägt sie. Danach ihre Geschwister. Am Anfang lachen sie, danach schauen sie betroffen. Sie haben etwas verstanden. Der Junge bleibt in Amazanga.

Teil 2 folgt in Kürze

Mehr Infos über Amazanga findest Du in meinem Buch.

2 Antworten auf „Die Reise nach Amazanga Teil 1“

  1. Lieber Manfred,

    da hast du wohl wieder viel Spannende erlebt, toll!

    Ja, ich bin nun seit 7 Wochen in Hannover und komme so langsam an. Wenn alles klappt, werde ich morgen die Wohnung besichtigen, die ich dann auch beziehen werde. Daumen drücken 🙂

    Insgesamt war es ein harter Anfang geprägt von Erkältung, Ungewissheit, Hoffnung und Enttäuschung bei der Wohnungssuche und Anstrengung beim Einarbeiten.
    Mittlerweile bin ich im Fitnesstudio soweit ganz gut integriert, gebe zwei eigene Kurse, die bei den älteren Mitgliedern guten Anklang finden. Auch im Hochseilgarten ist der Anfang gemacht seit Ostern. Das Draußen sein macht Freude.
    Leider hat meine Studioleiterin per Ende Mai gekündigt und ich weiß nicht, was da nach kommt. Tatsächlich sehe ich der Zukunft diesbezüglich mit gemischten Gefühlen entgegen.
    So, dies ein paar kurze Eindrück von meiner Seite.

    Grüße Ellen ganz lieb von mir und lasst es euch gut gehen.

    Herzlich,
    Adelheid

    1. Liebe Adelheid,
      danke für deine Nachricht. Ein Anfang ist gemacht. Das ist doch wunderbar. Alles weitere wird sich finden. Vielleicht hast du dieses Studio nur erst mal gebraucht, um überhaupt nach Hannover zu kommen. Nur Mut, das Leben ist mit dir. Es wird dich finden. Jetzt wünschen wir dir, dass es mit deiner Wohnung klappt, so dass du richtig ankommen kannst. Wir drücken dir die Daumen, dass es gut weiter geht und du mit deiner Entscheidung zufrieden sein kannst. Wenn es weiterhin holpert, gilt es noch etwas in dir zu lösen. Aber das weißt du ja selber.

      Alles, alles Liebe
      Manfred und Ellen

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